Mareike Hasenbeck_©Lisa Hantke

„Bier unser“ – klingt religiös, ist aber ein irdisches Lesevergnügen

Martin RolshausenBierwissen, Uncategorized

Journalismus ist die Kunst des Weglassens. Mareike Hasenbeck (Foto: Lisa Hantke) beherrscht diese Kunst. Die Journalistin beschäftigt sich seit gut einem Jahrzehnt professionell mit Bier. In dieser Zeit hat sie viele Menschen kennengelernt und viel Wissen angesammelt. Nun hat sie ein Buch geschrieben und entscheiden müssen, wer und was es nicht auf die gut 200 Seiten des Werks schafft.

Das Ergebnis hat sie „Bier unser“ genannt. Das klingt religiös, ist aber recht bodenständig. Nur bei einem Thema wird es etwas sakral: auf der Seite zum sogenannten Reinheitsgebot, dem, wie Mareike Hasenbeck schreibt, „heiligen Gral in der deutschen Bierbranche“. Die bayerische Anordnung aus dem Jahr 1516, wonach nur noch mit Gerste Wasser und Hopfen gebraut werden darf, habe „nachhaltig zu einer Verbesserung der Bierqualität“ geführt, erklärt Mareike Hasenbeck, aber da sei eben auch „der mutige Zusammenschluss“ von deutschen Kreativbrauern, die das sogenannte Reinheitsgebot durch ein gesetzlich geregeltes Natürlichkeitsgebot ersetzen wollen – ein Gebot, dass es erlaubt, mit allen „für den menschlichen Verzehr zugelassenen Zutaten“ zu brauen.

Ulrike Genz von Schneeeule in Berlin wird im Buch als die „Heldin der Berliner Weisse“ vorgestellt. Foto: Lisa Hantke

Da schafft die Journalistin und Biersommelière das, was ihr im ganzen Buch sehr gut gelingt: den Spagat zwischen Traditionsbrauern und denen, die diese Tradition neu formulieren. Denn letztendlich geht es immer um gute Geschichten. Die eines Profisurfers zum Beispiel, den in Kalifornien 1984 eine Welle erwischt hat, mit der er nicht gerechnet hat: die US-amerikanische Craft-Beer-Welle. Axel Ohm heißt der Mann, der „sofort hin und weg“ war, aber dann doch ein paar Umwege ging, bevor er auf St. Pauli die Überquell-Brauerei gründete.

Mareike Hasenbeck hat für ihr Buch aber auch bei Kehrwieder in Hamburg, bei Schneeeule, BRLO und Lemke in Berlin, im Einbecker Brauhaus in Niedersachsen, auf dem Stiegl-Gut Wildshut in Österreich, bei Pfefferlechner in Südtirol, in der Doppelleu Brauwerkstatt in der Schweiz, bei Kuehn Kunz Rosen in Mainz, in der Insel-Brauerei auf Rügen sowie in Bayern bei Orca, bei Schorschbräu, bei Schlenkerla, bei Hoppebräu, in der Staatsbrauerei Weihenstephan, bei Giesinger Bräu, bei FrauGruber, in der Landbrauerei Schönram und bei Hertl vorbeigeschaut.

Für diejenigen, die es selbst wagen wollen, erklärt die Autorin, wie das mit dem „Hobbybrauen“ zuhause funktioniert. Sie gibt unter anderem Tipps zum richtigen Glas und zum passenden Essen, erklärt Bierstile und wirft einen Blick auf die Hopfenforschung.

Auch Schorsch von Schorschbräu spielt in „Bier unser“ eine Rolle. Foto: Schorschbräu

„Bier unser“ lebt aber nicht nur vom Wissen der Autorin, sondern auch von starken Fotos, die André Kirsch gemacht hat oder die unter anderem die porträtierten Brauereien zur Verfügung gestellt haben.

„Bier unser“ ist im Callway-Verlag erschienen und kostet 45 Euro.

(10. Mai 2023)