Finne Brauerei Titel

FINNE BRAUEREI: Mehr Bier für Münster

Thomas Redders

Auf ’ne Lowine in Münster. Lowine bedeutet „Bier“ in Masematte, Münsters Geheimsprache. Früher vor allem in Münsters Kuhviertel und unter Viehhändlern gesprochen, kramt heute immer mal wieder der ein oder andere traditionsbewusste (Neu-)Münsteraner ein paar Wörter hervor – so auch Florian Böckermann und Frank Sibbing, Gründer der Finne Brauerei in Münster. „Eine Finne Bier ist eigentlich eine Flasche Bier, kann auch ein Glas Bier sein“, erklärt Frank – heute für viele Münsteraner ein Synonym für das Bio-Bier aus dem Kreuzviertel. 

Flo und Frank sind verschwägert. Daher kennen die beiden sich. Mit der Zeit sind sie Freunde geworden und haben – was auch sonst – angefangen zuhause zu brauen. Nach einem Kanada-Urlaub und dem Besuch in der Tofino Brewing Company 2016 haben Flo und Frank beschlossen, eine eigene Brauerei mit Kneipe zu eröffnen.

Zwei Probleme gab es allerdings noch: Zum einen fehlte den beiden ein erfahrener Brauer. Das ließ sich schnell lösen: Über Bekannte, wie das in Münster eben so ist, lernten die Zwei Jörn kennen. Eigentlich auch kein gelernter Brauer, aber Chemiker – also so ähnlich. In jedem Fall aber mit mehr Brauerfahrung. Heute ist Jörn der Brauer und Rezeptentwickler der Finne Brauerei.

Zum anderen ist Münster, gerade was Gastronomie angeht, nicht unbedingt ein einfaches Pflaster. Freie Flächen gibt’s quasi nicht. Und ob das mit der kleinen Brauerei überhaupt funktionieren würde – zu Beginn eher eine Wundertüte. Denn anders als man vielleicht meinen könnte, gibt es in Münster bis heute nur fünf Brauereien – von denen die Finne Brauerei die Vierte war.

.
AKTUELL: Holt euch eine Finne im Online Shop!
.
Neben dem Grundsortiment der Finne (acht Sorten) könnt ihr dort auch Geschenksets und eine Bier-Sonderedition (Golden Ale: Das Smuggler’s Gold) erwerben.

[sponsored] .

Hier geht’s in den Online Shop!
.

Frank und Eventmanager Sascha haben uns erzählt, warum es in Münster nur noch so wenige Brauereien gibt, wie sie der Brauerei ein Zuhause gegeben haben und wann es endlich Münsters ersten Whisky gibt.

Wann und wie habt ihr den Laden hier im Kreuzviertel gefunden?

Frank: Eröffnet haben wir im Juni 2016. Gefunden haben wir den Laden Ende 2015. Das war zufällig über Ebay Kleinanzeigen. Du musst in Münster echt Glück haben, überhaupt eine freie Fläche zu finden. Oft gehen gute Objekte unter der Hand weg. Wobei „gutes Objekt“ auch relativ zu verstehen ist. Viele haben uns gesagt, dass es hier total schwierig ist, eine Gastronomie zu betreiben – keine Laufkundschaft, nicht direkt in der Innenstadt, dann auch noch in einem Wohnviertel. Aber es ist im Endeffekt genau der Grund, wieso die Finne Brauerei eine Art Geheimtipp ist. Die Leute kommen ganz gezielt hier her. Die Gäste, die uns hier besuchen, kommen, weil sie die Brauerei sehen, uns kennenlernen und neue kreative Biere trinken wollen. Das sind nicht die Feierleute, die hier noch reinstolpern und bis in die Nacht feiern.

Finne Brauerei

Die Kneipe ist gemütlich und mit viel Holz einegrichtet. (Foto: TR)

Der Begriff „Finne“ stammt aus der Münsteraner Geheimsprache „Masematte“. Wieso habt ihr euch für den Namen entschieden?

Frank: Eine Finne Bier ist eigentlich eine Flasche Bier, kann auch ein Glas Bier sein. Wir hatten auch andere Namensideen, aber Finne hat sich irgendwie durchgezogen, ist kurz und knapp. Die Assoziationen sind auch immer positiv: Manche assoziieren Finne als etwas Skandinavisches, Nordisches, Holziges. Manche denken auch an die Haifisch- oder Surfboardfinne. Das ist alles mit Freiheit oder Natur verbunden. Und dann ist der Name zusätzlich regional verankert und hat was mit Bier zu tun. Teilweise wird er auch heute noch im Münsterland genutzt. Häufig werden wir auch gefragt, ob wir aus Finnland seien oder ob es finnisches Bier ist.

Sascha: Aber das sind alles schöne Aufhänger um mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Und in der ganzen Szene ist das Story-Telling einfach total wichtig. Der Name spiegelt wider, wo wir herkommen!

Jetzt gibt’s in Münster aktuell nur noch fünf Brauereien. Ist das für euch eher Fluch oder Segen? Fehlt den Münsteranern das Interesse?

Frank: Es gibt noch Pinkus, Läuterwerk, Gruthaus und Das Dackel. Und uns. Das grundsätzliche Interesse fehlt den Münsteranern nicht, das sehen wir bei uns im Laden. Münster ist aber einfach nicht die Großstadt wie Berlin und die Mentalität ist anders. Vielleicht braucht Münster einfach ein bisschen länger. Wir freuen uns über jeden Mitstreiter, das beflügelt die ganze Szene. Es ist generell sicherlich noch eine Menge Potential im Münsterland.

Sascha: Was aber im Münsterland ganz klar da ist, ist das Interesse an hochwertigen Produkten. Die Leute möchten lokale und gute Produkte. Und Münster ist eine Studentenstadt. Die wollen neue Sachen ausprobieren und wissen gute Qualität zu schätzen. Außerdem sind die Münsteraner in jedem Fall Lokalpatrioten und unterstützen uns.

Also sind einfach noch nicht so viele auf die Idee gekommen, hier eine Brauerei aufzumachen?

Frank: Naja, vielleicht ist das Münsterland beim Thema Craft Beer nicht so extrem wie Berlin oder Hamburg – aber trotzdem hat es ja auch jetzt schon einiges zu bieten. Das kann ja auch sympathisch sein und ist gar nicht schlimm. In Berlin oder Hamburg ist die Bier-Gastronomie natürlich etwas weiter. Das wird sich aber hier sicherlich noch steigern.

Kommen wir mal zu eurer Brauerei. Wie viel produziert ihr hier selbst? Was produziert ihr hier und warum produziert ihr den Rest zum Beispiel in Zeil am Main?

Frank: Also hier vor Ort haben wir eine 2,5 Hektoliter Anlage. Wir machen mindestens einmal die Woche einen Sud, manchmal auch noch einen zweiten. Wir haben hier 13 Biere vom Hahn. Alles was wir hier brauen, wird auch hier ausgeschenkt. Wir schenken hier aber auch Bier aus, das wir woanders produziert haben. Im Schnitt sind 7 oder 8 Hähne mit den hier gebrauten Bieren belegt. Dazu haben wir noch unsere Flaschenbiere und die Biere, die wir in anderen Brauereien als Gipsys brauen – zum Teil in Zeil am Main (Anm. d. Red.: in der Brauerei Göller), aber auch noch in einer weiteren Brauerei hier in der Nähe (Anm. d. Red.: in der Privat-Brauerei Hohenfelde).

Sascha: Ich bringe gerne mal von Events das ein oder andere Fass mit oder wir haben was von befreundeten Brauereien da – im Moment zum Beispiel von den Superfreunden oder der Munich Brew Mafia. Mit denen haben wir gerade noch ein Bier zusammen gemacht in ganz kleiner Menge, ein Sud nur.

Finne Brauerei Tanks

Die Tanks der Finne Brauerei: Direkt hinter der Bar! (Foto: TR)

Warum braut ihr als traditionsbewusste Münsteraner zusätzlich im 400 Kilometer entfernten Zeil am Main?

Frank: Wir waren bei vielen Brauereien und es wäre bei mehreren möglich gewesen. Wir haben uns im Endeffekt für Zeil am Main entschieden, weil die Zusammenarbeit einfach total super und freundschaftlich abläuft. Wir können und müssen unsere eigenen Zutaten mitbringen. Gerade eigene Hefe ist echt ein sensibles Thema in vielen Brauereien. In Zeil am Main können wir uns komplett ausleben. Jörn fährt selbst runter und darf, natürlich unter Aufsicht, selbst brauen. Und die Kommunikation ist total entspannt. Total tolle Partner.

Was hat euch dazu bewegt, eure Biere in Bioqualität zu brauen?

Frank: Craft Beer ist ja an sich schon ein hochqualitatives Produkt. Und da wollen wir bei den Rohstoffen natürlich nicht Halt machen. Wir wollen das Beste vom Besten nehmen. Und wir sind überzeugt von Bio, weil dort keine Chemie und keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Ich habe damals meine Ausbildung in einem Biobetrieb gemacht und bin in einem Bioumfeld groß geworden. Mein Onkel hat heute noch eine kleine Biokaffeerösterei. Dadurch war das immer ein Thema und uns war klar: Wenn wir was mit Lebensmitteln machen, dann in Bioqualität.

Brauanlage Finne Brauerei

Hier wird gebraut: Eine Finne aus dem Kreuzviertel. (Foto: TR)

Schränkt euch das Bio-Siegel bei der Auswahl eurer Produktionsstätte und bei Kooperationen ein?

Frank: Die Brauerei, in die wir uns einmieten, muss bereit sein, sich als Subunternehmer Bio zertifizieren zu lassen. Und das waren unsere Partner. Das ist nicht selbstverständlich, daher sind wir sehr dankbar. Wenn wir dort einen Sud brauen, muss nachgewiesen werden können, dass die Anlage komplett gereinigt ist und dass keine Rückstände von konventionellen Rohstoffen mehr vorliegen. Daneben sind wir bei den Rohstoffen natürlich etwas eingeschränkt. Es ist vor allem nicht immer jeder Hopfen zu haben. Nichts desto Trotz sind der Vielfalt damit praktisch keine Grenzen gesetzt.

Wenn wir mit befreundeten Brauereien hin und wieder gemeinsame Sude brauen, dann versuchen wir das natürlich immer in Bioqualität.

Ihr definiert euer eigenes langfristiges Ziel so, dass ihr eine größere Brauerei wollt. Wie weit seid ihr damit? Und was passiert dann mit eurem Laden hier im Kreuzviertel?

Frank: Das hier werden wir definitiv nie aufgegeben. Das ist unser Herzstück. Das ist die erste Brauerei. Und das ist unsere Homebase. Ein wichtiger Ort, zum Teil sogar unser Büro. Montags treffen wir uns hier mit allen. Das muss so bleiben! Das wäre kein gutes Zeichen, wenn wir hier dicht machen – und das wollen wir auch gar nicht.

Und wie weit sind wir von einer großen Brauerei entfernt? Naja, schon noch ein bisschen. Wir müssen natürlich einen gewissen, stetigen Absatz haben, damit das Risiko abzuschätzen ist. Außerdem müssen wir ja eine Brauerei bauen, mit der wir noch weiter wachsen können. Das ist ein großes Investment. Aber natürlich lieber gestern als morgen!

Finne Brauerei Whisky

Münsters erster Whisky und ein Teil der Finne-Flaschen. (Foto: TR)

Ihr habt hier zwei Fässer mit Münsters erstem Whisky hängen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Sasse?

Sasse kommt auch aus dem Münsterland, aus Schöppingen, nicht weit von hier. Man kannte sich also schon. Auf Messen haben wir uns besser kennengelernt. Auch Sasse brennt einiges in Bioqualität. War halt eine echte Schnapsidee (lacht). Wir haben also die Würze gebraut, Sasse hat weiterveredelt. Dann kamen sie irgendwann wieder zu uns, mit Zoll und Fernsehen und den zwei Fässern. In einem wurde schon vorher Whisky gelagert, das andere war ein Sherry Fass. Und das wird tatsächlich Münsters erster Whisky, sobald er drei Jahre gelagert hat. Im Februar 2020 können wir die Fässer endlich öffnen!