Deutscher Hopfen

Gute Hopfenernte in Deutschland, dennoch schlechte Stimmung

Martin Rolshausen

Adolf Schapfl wirkte nicht wirklich glücklich, als er heute (27. November) auf der BrauBeviale in Nürnberg das Ergebnis der diesjährigen Hopfenernte vorstellte. Dabei hatte der Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer zunächst gute Nachrichten: Die Hopfenernte ist in Deutschland leicht überdurchschnittlich ausgefallen. „Damit ist 2024 kein ausgesprochen gutes Jahr, es ist aber besser als die zwei zurückliegenden, die durch große Hitze und Trockenheit die Hopfenernten gering ausfallen ließen“, sagte Schapfl. Dass der Präsient nicht in Partylaune war, liegt daran, dass er mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Oder wie er es formuliert: „Große Sorgen bereitet uns aktuell der Hopfenmarkt.“

46.536 Tonnen Hopfen

Nach Abschluss der Hopfenzertifizierung am 15. November legte Adolf Schapfl nun die offiziellen Abwaagezahlen vor: 2024 wurden in ganz Deutschland 46.536 Tonnen Hopfen produziert. Das sind etwa 13 % mehr als im Vorjahr und liegt etwa 3 % über einer Durchschnittsernte. Den größten Anteil hat die Hallertau. Dort wurden 40.302 Tonnen geerntet. In Tettnang waren es 2908 Tonnen, in Elbe-Saale 2569 Tonnen. Spalt meldet 717 Tonnen und Bitburg 40. Dass Bitburg mit einem Zuwachs von 74 % am meisten zulegen konnte, erklärte Schapfl damit, dass dort die Hopfenproduktion nach dem Ahr-Hochwasser wieder angelaufen ist.

„Das zufriedenstellende Wachstum der deutschen Hopfen in 2024 und die entsprechende Erntemenge ist stark von der im wesentlichen günstigen Witterung beeinflusst worden. Zwar war das Frühjahr zu nass, insbesondere die anhaltenden Regenfälle bis in den Juni hinein machten oftmals ein Befahren der Hopfengärten unmöglich, allerdings waren dadurch die Bodenwasser-Vorräte hoch und halfen meist über die Trockenperiode im Juli und August hinweg ohne wieder – wie in den Vorjahren – große Ernteverluste hinnehmen zu müssen“, erklärte Schapfl.

Hopfengärten überflutet

In einigen Hopfengärten sei die Niederschläge aber so stark gewesen, dass es dort „zu erheblichen Überflutungen“ kam. „Das Wasser stand zum Teil mehrere Tage mehrere Meter hoch im Hopfengarten, was zu kompletten Ertragsausfällen dort führte und in einigen Hopfengärten auch zu einer vollständigen Zerstörung der Hopfenpflanzen“, sagte Schapfl. Allein in der Hallertau waren rund 175 Hektar Hopfen auf dem Gebiet von 39 Betrieben überflutet.


Die bis in den Sommer hinein feuchte Witterung habe auch dazu geführt, „dass der Druck von Pilzkrankheiten auf die Hopfenbestände sehr groß war“. Schapfl: „Wir Hopfenpflanzer mussten wieder feststellen, dass unser Werkzeugkasten zur Gesunderhaltung der Hopfen in Deutschland schlecht bestückt ist. Die weiterhin abnehmende Anzahl verfügbarer Pflanzenschutzmittel zeigt vor allem in einem Jahr wie 2024 auf, dass immer weniger Einsatz zwar grundsätzlich wünschenswert ist, aber auch dazu führen kann und in 2024 in Einzelfällen auch tatsächlich dazu geführt hat, dass Hopfen erhebliche Ernte- und Qualitätsverluste erleiden müssen.“ Das Gleiche gelte in Einzelfällen auch für Schädigungen durch die Blattlaus im Hopfen.

Lehren aus dem Hopfenjahr 2024


Aus dem Hopfenjahr 2024 könne man „mindestens zwei Lehren ziehen“: Zum einen sei festzustellen, dass der Pflanzenschutz im deutschen Hopfen „bis an die Grenze des Praktikablen bereits heruntergefahren wurde“. „In Jahren wie 2024 reichen die regulär zugelassenen Wirkstoffe nicht mehr aus. Ohne Notfallzulassungen wäre ein breitflächiger wettbewerbsfähiger Hopfenanbau nicht mehr möglich“, sagt der Verbands-Präsident.


Zum anderen zeige ein Jahr mit ausreichend Regenfällen genauso wie die vergangenen beiden Trockenjahre, dass der Erhalt und die zukünftige Absicherung der deutschen Hopfenproduktion in großem Maße von der ausreichenden Versorgung der Pflanzen mit Wasser abhängen wird. „Angesichts des fortschreitenden Klimawandels haben vereinzelt Hopfenpflanzer bereits vor mehreren Jahren mit der Hopfenbewässerung begonnen. In den kommenden Jahren müssen wir aber einer Vielzahl von Hopfenpflanzern die Möglichkeit geben, ihre Hopfen zu bewässern. Deshalb wurden in den Anbaugebieten Spalt und Hallertau bereits Bewässerungsverbände für Hopfen gegründet“, sagte Schapfl. Mit Hilfe dieser Verbände sollen nachhaltige Bewässerungssysteme geplant, gebaut und betrieben
werden, die nicht auf Grundwasser setzen, sondern überschüssiges Oberflächenwasser speichern und im Sommer zur Hopfenbewässerung genutzt werden können.

Preise für Hopfen sinken

Was den Hopfenbauern immer größere Sorgen macht, formuliert Schapfl so: „Aufgrund hoher Vorräte sind die Freihopfenpreise bei wichtigen und großen deutschen Hopfensorten bereits im letzten Jahr gesunken und nach der Ernte 2024 nochmal. Zum Teil fielen die Preise in den letzten zwei Jahren um 90 %.“ Der Großteil der Ernte 2024 sei von den Hopfenpflanzern bereits über Vorverträge verkauft gewesen und deshalb noch nicht von den tiefen Freihopfenpreisen betroffen. Auch 2025 seien die Preise für viele Hopfen fixiert. „Dann aber enden viele dieser Verträge und wir Hopfenpflanzer müssen befürchten, dass keine oder nur Verträge mit zu niedrigen Preisen angeboten werden. Ein wirtschaftlicher Hopfenbau ist so auf keinen Fall möglich“, warnte Schapfl. Auch sei es so, dass mancher Vertragspartner seinen Verpflichtungen einfach nicht nachkomme.

Werden viele Hopfenpflanzer aufgeben?

Ein Aufgeben vieler Hopfenpflanzer Familien werde die Folge sein. „Wozu das führen wird, sehen wir in den USA. Dort geht in einem atemberaubenden Tempo Hopfenflächen verloren, ganze Hopfen-Farmen werden verschwinden. Die US Hopfenindustrie schrumpft gewaltig zusammen. Aus einer notwendigen Anpassung zum Abbau der Überproduktion könnte ein Kahlschlag werden“, sagte Schapfl. Es liege jetzt an der Brauindustrie und am Hopfenhandel „durch vernünftige Anschlussverträge eine massive Schädigung im deutschen Hopfenbau zu verhindern“. „Die Unterstützung der Abnehmerseite ist dazu aber notwendig“, erklärte der Hopfenpflanzer-Präsident.

Brauerbund hat kein Konzept gegen das Verramschen von Bier


Walter König, der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, sprach zwar auch von Gemeinsamkeit, vom „Miteinander reden“, machte aber auch klar, dass die Abnehmer, also die Brauereien, selbst viele Probleme haben: gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe in Kombination mit einem rückläufigen Bierabsatz. Auf die Frage, ob denn nicht auch das Verramschen von Bier Teil des Problems ist, blieb König vage. Die großen Brauereien, sagte er, verdienen an einer Kiste Bier für 9,99 Euro noch Geld, sagte er. Für die kleinen Brauereien decke diese Summe nicht mal die Kosten. Und der Handel spiele die Brauereien gegeneinander aus. Müsste der Brauerbund nicht deutlich mehr tun, um Bier – und damit auch den Hopfen – wieder wertiger zu machen? Tja, es gebe da „kein Patentrezept.“ Auch Mario Schäfer vom Verein der Privaten Brauereien Bayerns sieht wenig Spielraum. Man versuche, „keine Preiskämpfe einzugehen“ und für die „Vorzüge von regionalen Bierspezialitäten zu werben“.

Die seit zwei Jahren anhaltend schwache Nachfrage nach Hopfen habe weltweit in den letzten drei Jahren zu einer Reduzierung der Anbauflächen geführt, erklärte Pascal Piroué, der Vorsitzende des Deutschen Hopfenwirtschaftsverband. „Vor allem in den US-Anbaugebieten im pazifischen Nordwesten hat eine Reduzierung der Anbaufläche um 4.150 Hektar bzw. 18,5 % gegenüber dem Vorjahr zu einer weiteren deutlichen Korrektur geführt. Damit hat die US-Anbaufläche seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 rund 7.370 Hektar bzw. 28,7 % verloren. Das Ergebnis der US-Ernte 2024 ist mit knapp 40.000 Tonnen als gut zu bezeichnen und entspricht den Erwartungen“, sagte er.

Welthopfenernte 2024: 113.500 Tonnen

In Europa sei die Anbaufläche in der abgelaufenen Ernte „um kaum nennenswerte 460 Hektar bzw. 1,4 % zurückgegangen“. Grund dafür sei der anhaltend hohe Vorkontrahierungsgrad zwischen Vermarktern und Hopfenpflanzern von nahezu 90 % gewesen. Diese Quote verhindere weiterhin größere „Flächenanpassungen, die notwendig gewesen wären, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen“. In den überseeischen Anbaugebieten wie Argentinien, Australien, China, Neuseeland und Südafrika wurden durchschnittliche Ernten eingefahren. Insgesamt ergab die Welthopfenernte 2024 ein Ergebnis von 113.500 Tonnen, mengenmäßig fast 5.000 Tonnen weniger als die Vorjahresernte, und einen durchschnittlichen Alphasäuregehalt von 9,4 %, was einem leichten Anstieg
gegenüber 9,2 % bei der Ernte 2023 entspricht.

(Fotos: Martin Rolshausen)

(27. November 2024)