VULKAN BRAUEREI: Tief in der Heimat

Tobias KullmannIm Gespräch, Im Portrait, Interviews

Die Vulkan Brauerei in Mendig in der Eifel rühmt sich damit, den tiefsten Bierkeller der Welt zu haben. Zumindest ist es wohl der Spektakulärste, eher Tropfsteinhöhle als Kellergewölbe. Malte Tack hat uns auf einer Führung durch diesen geschichtsträchtigen Ort erzählt, wie er die Brauerei aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat, warum er gerne in der Provinz braut und ob man dort mit Bier in Dosen punkten kann.

Ihr habt hier den tiefsten Bierkeller der Welt?

Dreißig Meter ist er tief! Das gönnt sich sonst keine Brauerei.

Warum wurde denn hier so tief gebuddelt?

Vor 200.000 Jahren ist hier ein Vulkan ausgebrochen und hat alles mit Lava überflutet, was zu Basaltsäulen erstarrt ist. Jahrhundertelang hat man diese Säulen abgetragen und zu Mühlsteinen verarbeitet. Dabei ist ein Höhlennetz entstanden, das sich über fast drei Quadratkilometer erstreckt. Als der Basaltabbau zu Ende ging, zogen im 19. Jahrhundert die Brauer in die Höhlen ein.

Was suchten die Brauer dort?

Damals gab es ja keine Kühlmaschinen, deshalb konnte man nur im Winter Biere brauen. Vor allem die untergärige Hefe verträgt keine Hitze. Aber so tief unter der Erde ist es immer schön kalt, etwa sechs bis acht Grad Celsius, und somit zogen nach und nach 28 Brauereien nach Mendig. Wir waren mal die größte Brauereistatt Deutschlands. Das weiß natürlich fast keiner mehr.

Vulkan Brauerei

Heute braucht Braumeister Marc Kovacs den kalten Keller zum Glück nicht mehr um tolles Bier zu machen. (Foto: PR)

Seit wann zählt die Vulkan Brauerei dazu?

Die wurde 1875 gegründet, hieß damals aber noch Wölker Brauerei. Dann wurde sie mehrmals verkauft, erst an Wicküler Brauerei, eine Marke aus dem Ruhrgebiet, später an einen Getränkegroßhändler. Und wir haben dann im Jahr 2011 übernommen. Die Brauerei stand damals kurz vor der Insolvenz. Wir wollten sie retten.

Da warst du wie alt?

23.

Ziemlich jung für so ein gewagtes Unternehmen

Mein älterer Bruder Hannes war damals auch noch mit dabei. Wir haben einfach das Potential in dieser Brauerei gesehen. Das war Liebe auf den ersten Blick. Es ist, wie wenn man ein wenig autoverrückt ist und einen alten Oldtimer bei Omma in der Garage findet. Der kann zwar nicht mehr fahren, aber wenn man das Ding wieder aufpäppelt, dann macht das einen riesen Spaß. Ja, es gab Investitionsstau, die Anlagen waren aus den 1960er Jahren, viel Bier wurde damals auch nicht mehr verkauft. Aber das war halt nur eine Art Dornröschenschlaf. Und daraus haben wir sie erweckt.

vulkan brauerei

Die Vulkan Brauerei nach ihrem „Dornröschenschlaf“ – der Bann schein gebrochen zu sein (Foto: Oliver Döbler)

Was war eure Strategie?

Ich bin nur zehn Kilometer von hier entfernt aufgewachsen. Mir war es wichtig, in der Vulkan Brauerei ein klassisches, regionales Bier zu brauen mit möglichst vielen Rohstoffen aus der Region. Zur gleichen Zeit habe ich auch bei Doemens meine Ausbildung zum Bier-Sommelier gemacht. Damals steckte das Thema Craft Bier noch in den Kinderschuhen. Aber mir war nach dem Kurs sofort klar, dass wir hier mehr brauen können als Pils und Kölsch.

Du warst auch derjenige der das Thema „Bier in Dosen“ bei euch vorangebracht hat. Das passt auf den ersten Blick gar nicht zu einer lokal verwurzelten Traditionsbrauerei. Wieso hast du das gemacht – und wie kam es an?

Das hat verschiedene Gründe. Zum einen hatten wir zu der Zeit eine Bügelflasche. Die Dinger sind Katastrophen was die Logistik und die Pfandrückgabe angeht. Dazu kam, dass Bügelflaschen eine extrem hohe Sauerstoffaufnahme haben. Naturbelassene, ungefilterte Biere in der Bügelflasche machen immer Probleme mit der Haltbarkeit für den Konsumenten. Ich trinke einfach auch gerne aus der Dose. Sie liegt geil in der Hand und es gibt nichts Besseres als eine schöne, schwitzende Dose im Sommer. Das ist für mich auch einfach ein Lebensgefühl.

Und haben das die Biertrinker in der Vulkaneifel auch so empfunden?

Naja, wir sind hier nicht in einer Szenestadt wie Berlin. Am Anfang war das schon erklärungsbedürftig. Und der Handel hat vorerst auch den Kopf geschüttelt und gesagt: „Wir stellen uns diese Dosen nicht ins Regal.“ Mittlerweile ist das zum Glück anders, die Dose konnte letztlich doch überzeugen.

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Braumeister Kovacs bei der Rohstoffauswahl .(Foto: PR)

Autsch.

Ja. Aber der direkte Verkauf hat überraschend gut funktioniert. Mittlerweile sind unsere Dosen in Städten in ganz Deutschland zu bekommen. Der Absatz steigt.

Wart ihr vielleicht zu früh dran? Zu sehr Avantgarde?

Vielleicht. Wir waren eine der ersten Brauereien, die die Dose als Verpackungsmittel genommen hat und wir müssen das natürlich auch immer noch erklären. Aber wir glauben an die Dose und lassen uns nicht vom Kurs abbringen.

Ist es schwieriger, Bierinnovationen auf dem Land voranzutreiben als in einer Großstadt?

Klar, am Anfang konnte hier keiner Pale Ale und IPA aussprechen und es wurden einige PAHLE AHLE und IHPAHS geordert. Aber ich nehme gerne eine Vorreiterrolle ein und bringe der Region das Thema Craft Bier näher. Denn schließlich braucht jede Brauerei einen lokalen Markt und treue Kunden, die ihr Bier regelmäßig trinken. Wenn wir in einer Großstadt wären, eine Brauerei von vielen, das fände ich viel schwieriger.

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Seit der Übernahme der Brauerei 2011, ging es stetig bergauf. (Foto: Oliver Döbler)

Eure Heimat stärkt euch?

Genau. Ich könnte mir nicht vorstellen, mein Craft Bier ausschließlich in irgendwelchen Kartons quer durchs Land zu schicken. Wer weiß, in welchen Rabattregalen das dann landet. Da bin ich lieber auf dem Land daheim und arbeite gemeinsam mit dem umliegenden Einzelhandel und Gastronomen an dem Ausbau der Regionalmarke.