Cool Cats in Town

Martin RolshausenBier, Im Gespräch, Uncategorized

Private Jet Käthe schaut so finster, als wollte sie sagen: „Sei froh, dass da eine Glasscheibe zwischen mir und Dir ist!“ Der Blick des Kerls neben ihr, Kuddel von der Werft nennt er sich, scheint dagegen fast zu flehen: „Mach endlich die Glastür dieses verdammten Kühlschranks auf und hol mich raus!“ 

Dass Käthes Mimik eine deutliche Warnung rüberwirft, liegt vermutlich daran, dass sie ein Double Dry Hopped IPA ist. Kuddel kommt da als Dry Hopped Pilsener wesentlich friedlicher daher. Wer sich traut, die Kühlschranktür im gut sortierten Bierhandel zu öffnen, wird feststellen, dass beide das Zeug haben für den Beginn einer wundervollen Freundschaft. So wie die anderen Cool Cats in Town auch: ein Fruit Sour Beer, ein Wit, ein New England IPA, ein Hazy IPA. 

Matthias (links) und Björn – mit ihnen fing es bei den Cool Cats in Town. Foto: Martin Rolshausen

Mehr oder weniger süße Kätzchen auf Bierdosen-Etiketten zu platzieren, klingt nach einem billigen Trick: Katzen gehen immer. Das mag stimmen. Aber bei Cool Cats in Town, einem recht jungen Stern am Hamburger Bierhimmel, sind die Katzen in der Mehrheit: „Wir sind 11 Katzen und 5 Menschen“, sagt Björn Lange. Björn ist der Mensch, mit dem die Geschichte der Cool Cats in Town Brewery angefangen hat. Es war vor rund 5 Jahren, als Björn mit dem Brauen angefangen hat, nur für sich, aber schon gespürt hat: Da geht noch mehr.  

Ein Jahr später, 2019, hat er sich mit Matthias zusammengetan, einem Kumpel, den er auf einem Hobbybrauertreffen kennengelernt hat. Die beiden haben ein Wildberry Vilkshake IPA gebraut. Das V ist kein Tippfehler. Es steht für vegan. „Statt Milch haben wir ein veganes Verdickungsmittel benutzt“, erklärt Björn. Eine Fruchtbombe, die gezeigt hat: Diese Jungs haben Spaß am Brauen und wollen schauen, was geht. 

2019 sei es auch gewesen, als er zum ersten Mal „verliebt in die Zukunft geschaut“ hat, erinnert sich Björn. Da sah er sie, die eigene Brauerei. Und auch ihren Namen. Als Mensch, der mit Katzen lebt, war schnell klar, dass auch in der Brauerei nichts ohne Katzen geht. „Als Original Wilhelmsburger“, wie er sagt, seien ihm da erstmal Namen wie „Katzen-Insel und so…“ durch den Kopf gegangen. Dann ist er auf YouTube auf den Tape-Five-Song „Cool Cat in Town“ gestoßen.  

Das Team: Tia, Garrit, Matthias, Björn und Maike. Foto: Cool Cats

Aus einer Katze hat Björn mehrere gemacht. Eine Katze ist ihm eindeutig zu wenig. Und auf den Bezug zu Hamburg im Allgemeinen und Wilhelmsburg im Besonderen hat er anders als zunächst geplant verzichtet. „Egal in welche Stadt wir mit unserem Bier kommen: Wir sind die Cool Cats in Town“, sagt er. Das Logo mit der Katzenpfote hat ein Sprayer aus Lüneburg entworfen. 

Bis aus dem verliebten Blick eine Brauerei werden sollte, dauerte es dann aber noch drei Jahre. Maike, Tia und Garrit stieß zu den Cool Cats in Town und brachten ihre Leidenschaft für Bier und das ein oder andere Fachwissen ein. Und dann kam auch noch – wir erinnern uns- diese Pandemie, die einige Träume auf Eis legte und manche sogar beerdigte. Der Traum von der eigenen Brauerei überlebte. 

2022 wurden aus den ambitionierten Homebrewern dann Profis. Mit einer 2-Hektoliter-Anlage in den ehemaligen Räumen der Bunthaus-Brauerei haben die Cool Cats offiziell losgelegt. Dort werden die Rezepte entwickelt und Sondersude gebraut. Die 6 Biere, die das junge Unternehmen zurzeit ständig im Angebot hat, werden in größeren Mengen bei Brewdog in Berlin und bei Wittorfer in Neumünster gebraut und in Dosen abgefüllt. Kuddel von der Werft gibt es auch vom Fass. „Da haben wir gerade 50 Hektoliter gebraut“, sagt Björn. Das Dry Hopped Pilsener läuft für Cool-Cats-Verhältnisse gut. Björn ist zufrieden: „In zwei Monaten sind 10 Hektoliter Kuddel verkauft worden, das war erstaunlich, auch für mich.“ 

Die Katzen, die auf den Dosen sind, gibt es wirklich. Foto: Cool Cats

Größenwahnsinnig wird bei den Cool Cats deshalb niemand. „Wenn wir etwas gelernt haben in den letzten Jahren, dann: Es geht nur Schritt für Schritt“, sagt Björn. In diesem Sommer waren sie auf Bierfestivals unterwegs, um ihr Bier zu verkaufen. Die Dosen der Cool Cats in Town haben es auch in einige gut sortierte Bierläden und Kneipen geschafft – in Christian Temmes Braustättchen am Fischmarkt in Hamburg zum Beispiel, ins Naiv in Frankfurt und zu Maisel and Friends nach Bayreuth. 

„Für den Einzelhandel sind wir noch zu klein“, sagt Björn. Nachdem die Festival-Saison nun zu Ende ist, werde man den eigenen Online-Handel aufbauen. Das Ganze nebenberuflich. Denn Geld verdienen müssen die Cool Cats in Town außerhalb der Brauerei.  Matthias ist Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Garrit ist Gymnasiallehrer, Maike ist Teamleiterin in einer Verwaltung für Altenpflege, Tia ist Shopleiterin im Hamburger Braumarkt, und Björn ist Koordinator für Inspektoren im Flugzeugbau. 

Wenn man nochmal genau hinschaut, dann kann man in den Blicken von Private Jet Käthe, Kuddel von der Werft und all der anderen Katzen, die von den Bierdosen schauen, auch eine Botschaft an die Menschen im Team erkennen: Wir schaffen das – schließlich sind wir die Cool Cats in Town. 

(29. September 2023)