Rick Nagel und Oliver Schmökel sind die Gründer von Szdden Death Brewing in Lübeck. Foto: Kevin Fobe

Die wilden Kerle bitten um Hilfe

Martin RolshausenBier, Craft Beer Bars, Im Gespräch, Uncategorized

Nein, da ist keine Todessehnsucht. Im Gegenteil. Lebendiger als Sudden Death Brewing kann eine Brauerei nicht sein. Wenn Oliver Schmökel und Rick Nagel von Bier reden und von der Erfüllung ihres Traums, selbst welches zu brauen, dann klingt das alles nach einer großen Party. Sudden Death, der plötzliche Tod, nach dem die beiden ihre Brauerei benannt haben, steht für den Moment in einem Eishockeyspiel, in dem eine Mannschaft in der Verlängerung einen Treffer kassiert und damit verloren hat.

Das Team von Sudden Death Brewing hat zwar gerade einen Treffer bekommen, der viel Geld kostet, aber das Spiel hat gerade erst angefangen. Im vergangenen Jahr haben die beiden Kerle aus Timmendorfer Strand ihre Brauerei in der Kulturwerft Gollan in Lübeck gebaut. Davor haben sie zuhause und als Gypsy Brewer in Brauereien mit freien Kapazitäten ihre Biere gebraut. In Lübeck konnten die beiden Eishockey-Verrückten nun nicht nur nach Belieben brauen, sondern in der eigenen Location auch mit denen, die ihr Bier und ihre Pizza mögen, feiern.

Im vergangenen Jahr wurde die Brauerei in Lübeck eröffnet. Foto: Kevin Fobe


Dass die Partystimmung nun getrübt ist, liegt daran, dass die Canning Line, also die Dosenabfüllanlage, die vor einem Jahr geliefert wurde, nicht das tut, wozu sie da sein sollte: Bier sicher und gut geschützt abfüllen. Die Abfüllanlage ist wichtig, weil Sudden Death Brewing einen nicht unerheblichen Teil seines in Lübeck gebrauten Biers in alle Welt verkauft. Und da ist die Dose aus verschiedenen Gründen das Beste fürs Bier und die, die es transportieren.

Man habe sich bewusst für einen deutschen Hersteller entschieden, sagt Olli, „weil wir vor allem Wert auf Support und Service aus dem Inland gelegt haben“. Dass es etwa zwei Monate dauert, bis so eine Anlage wirklich fehlerfrei läuft, damit habe man gerechnet. Aber: „Selbst nach über einem halben Jahr genügt die Anlage den Ansprüchen nicht – im Gegenteil.“ Die Anlage verschließt die Dosen teilweise nicht richtig. Das könne man mit bloßem Auge nicht erkennen, merke es aber nach ein paar Tagen, wenn die Dosen Luft gezogen haben und die Biere oxidieren, also genau das tun, was das Blech eigentlich verhindern soll.

Das Sudden-Death-Team hat zunächst darauf gesetzt, dass der Hersteller das in den Griff kriegt. Hat er aber nicht. „Deshalb haben wir nach gut einem halben Jahr die Reißleine gezogen – ziehen müssen“, erklärt Ricky. Statt der Anlage, für die die Brauerei rund eine Viertelmillion Euro bezahlt hat, füllt nun ein Unternehmen aus Berlin die Dosen in Lübeck ab. Das Problem dabei: Das kostet zum einen zusätzliches Geld. Zum anderen muss man sich in der Brauerei danach richten, wann die mobile Abfüllanlage zur Verfügung steht, sagt Jana Güttler von Sudden Death.

Man arbeite wirklich super mit den Berlinern zusammen, aber die Biere werden eben nicht abgefüllt, wenn sie fertig sind, sondern wenn es in den engen Zeitplan der Abfüllfirma passt. So werden Tanks blockiert, die gebraucht werden, um neues Bier zu brauen. Auch das kostet die Brauerei Geld. „Das Ganze ist ein Fass ohne Boden, eine Sache, die uns im Würgegriff hält“, sagt Olli. Deshalb hat man sich entschieden, eine neue Canning Line zu kaufen  – eine, die auch funktioniert.

Das meiste Bier exportiert Sudden Death Brewing, in Lübeck gibt es aber auch welches vom Fass. Foto: Kevin Fobe

„Im Hintergrund“ werde zwar geklärt, was nun mit der nicht brauchbaren Canning Line passiert, sagt Jana. Aber man gehe „nicht davon aus, dass der Lieferant sie schnell abholt und uns das Geld überweist“. Die 100.000 Euro, die als Anzahlung für die neue Anlage gebraucht werden, liegen bei Sudden Death Brewing auch nicht einfach so rum. Deshalb hat sich die Brauerei entschieden, die Liebhaberinnen und Liebhaber ihres Biers um Hilfe zu bitten.

Dazu nutzt Sudden Death das Crowdfunding-Portal Startnext. In kleineren Etappen wird dort gerade versucht, die 100.000 Euro zusammenzubekommen. Rund die Hälfte der Summe ist bereits sicher. Dafür gibt es „Dankeschöns“ – die reichen von Klamotten und Gläsern mit Brauerei-Logo, einem Candlelightdinner mit Olli und Ricky bis hin zur Verewigung des eigenen Namens auf den Brauereitanks oder auf Bierkisten.

Ohne die neue Canning-Line, sagt Oli, werde es schwierig, den „Lebenstraum weiter am Laufen zu halten“. Vor allem aber, gibt Ricky zu bedenken: „Ihr könnt nix trinken.“

Wer Sudden Death Brewing und damit einer der wildesten und innovativsten Brauereien auf diesem Planeten, dem vermutlich einzigen, auf dem es Bier gibt,  im Spiel halten will, der kann das unter https://www.startnext.com/sdbc-canning-line noch bis zum 21. Mai tun.

(12. Mai 2023)