Ob er mich warnen oder mir zu meiner Wahl gratulieren wollte? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hatte der Mann hinter der Kasse einer Getränke-Hoffmann-Filiale in Schöneberg den Drang, mir etwas mitzuteilen, bevor er die Bierflaschen, die ich vor ihn hingestellt hatte, zum Bezahlen einscannte. „Man sagt, dass das das zärtlichste Pils Berlins ist“, raunte er mir zu. Ich nickte – und mein Blick schickte die unausgesprochene Frage zurück: Und? Er wollte das nur gesagt haben, schob er freundlich nach. Das klang dann schon wie eine Warnung: Vorsicht, Kumpel, das ist kein Pils für echte Kerle!
Das Pils, für das ich mich entscheiden hatte, war von der Berliner Berg Brauerei. Die ist noch recht jung, erst neun Jahre alt, braut in Neukölln unter anderem auch Berliner Weisse, Rotbier, Pale Ale und IPA. Ich habe bisher noch nie etwas von dieser Brauerei getrunken, das mir keine Freude bereitet hat. Also nickte ich etwas energischer – und der Mann an der Kasse war bereit, mir das Pils zu verkaufen.
Schon beim ersten Schluck weiß ich, was der Poet aus dem Getränkemarkt meinte: Die Bittere ist präsent, aber sie ist nicht aufdringlich. Sie breitet sich aus und verweilt am Gaumen, schmiegt sich an. Dieses Bier hat Charakter, übt sich aber in vornehmer Zurückhaltung. Es hält das, was viele der Fernsehbiere in der Werbung versprechen, aber eben nicht wirklich halten: Es wirkt frisch, prickelt angenehm und riecht wundervoll hopfig.
Das mag daran liegen, dass es mit Naturhopfen, also nicht mit Pellets, gebraut wird. Oder daran, dass die Wege kurz sind. Berliner Berg braut in Neukölln für Berlin. Das ist die schlechte Nachricht für alle, die anderswo wohnen: Im vergangenen Jahr hat sich die Brauerei entschieden, unter anderem aus Qualitätsgründen nur noch bis zu 50 Kilometer rund um den Schornstein zu liefern. „So wollen wir dafür sorgen, dass du stets ein frisches, regional gebrautes Bier trinken kannst“, lautet die Begründung.
Das Berliner Berg Pils ist für mich ein wundervolles Sommerbier, das gut zu Gegrilltem passt. Eins, von dem man im Laufe des Tages oder Abends gut übergehen kann zu einem Pale Ale oder IPA.
Übrigens: Pils ist nach wie vor der beliebteste Bierstil in Deutschland, sagt der Deutsche Brauer-Bund.
(Foto: Martin Rolshausen)
(24. August 2024)