die besten Craft Biere der Welt

Die besten CRAFT BIERE DER WELT: Meine Empfehlungen

Craftprotz

So much to drink, so little time! Wir bräuchten eine Empfehlung, bitte. Craft Beer Professionals stellen ihre Favoriten vor. Heute: Der „Craftprotz, Autor, Bier-Aficionado und einer von Deutschlands Top-Bier-Instagrammern, über seine liebsten Biere aus fünf verschiedenen Orten der Welt.

Es lohnt sich für jeden mit etwas Sinn für Ästhetik und Humor, dem Craftprotz auf Instagram zu folgen. Denn genau damit macht der Craftprotz die sensationellen Bilder jener Biere, die er trinkt. Und immer, immer wieder sind da ein paar Schätzchen dabei. Für uns hat der Craftprotz einmal die beste Biere aufgeschrieben, die er auf Reisen getrunken hat.

Ein schönes Beispiel für „in Szene“ gesetztes Bier und auch ganz gut: Das American IPA von Night Shift Brewing (Foto: Craftprotz)

„Immer wenn ich verreise, suche ich mir einen Craftbeer-Shop oder eine Brauerei vor Ort, die ich besuche. In der letzten Zeit waren das folgende:

Paris, Frankreich

Frankreich hat eine sehr lebendige Craftbeer-Szene. Leider ist das wenig bekannt, denn die Franzosen exportieren ihr Bier nicht. Lieber bröteln sie eigen vor sich hin. Wer dem Geheimnis auf die Spur kommen möchte, besucht La cave à bulles, den wohl besten Craftbeer-Store in Paris. Ausgerüstet mit einem leeren Koffer und einer langen Liste von Ratebeer-Empfehlungen stand ich also vor hunderten von Flaschen, deren Namen ich nicht mal aussprechen konnte und deren Etiketten ich nie zuvor gesehen hatte. Um das Fragezeichen auf meiner Stirn kümmerte sich Christian, der Verkäufer, mit dem ich rund 20 Minuten in beiderseits unzureichendem Englisch über die Biere auf meiner Liste fachsimpelte, während Death-Metal-Beats auf mich einklopften. Bis Christian schließlich fragte: „Sag mal, kommst du aus Deutschland?“ Es stellte sich heraus, dass er eigentlich Stuttgarter ist und vor ein paar Jahren nach Paris zog. Er ist die Art Verkäufer, dem man blind vertrauen sollte. Also Liste weg und Christian zuhören. Denn gefühlt kennt er jeden, der schon mal hinter einem französischen Sudkessel gestanden hat. Und mit vielen davon hat er selbst schon zusammen gebraut. Die Biere seiner Kooperationen vermarktet er unter dem eigenen Label „Get Radical“.

Am Ende des Besuches zerriss ich meine Liste, hatte einen Koffer voll mit Christians Empfehlungen und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Mein Highlight sind die Biere der Brasserie La Débauche, zum Beispiel das Nevermind, ein cremiges Imperial Stout aus dem Bourbon-Fass mit Noten von Holz und Vanille, Kaffee und Kakao. Das Foto entstand übrigens im Disneyland, dem eigentlichen Ziel der Reise – zumindest für den Rest der Familie

Brasserie La Débauche: Nevermind. Imperial Stout. Angoulême, Frankreich

Palma, Mallorca

Craftbeer und Mallorca – das ist eine merkwürdige Symbiose. Die Insel hat rund 10 wirklich gute Brauereien. Aber das Bier findet man nicht. Meist versteckt es sich in Extra-Regalen kleiner Weinhändler. So musste ich lange suchen, bis ich in Palma auf den Beershop Del Món im hippen Stadtteil Santa Catalina stieß. Der Laden ist klein und chaotisch, vollkommen zugestellt mit Flaschen und Kisten. Bei jeder Drehung muss man aufpassen, nichts umzustoßen. Hinter dem Tresen ein komischer Kautz mit feinem Gaumen, der nicht nur Spaniens bekanntere Brauereien wie Naparbier anbietet. Sondern auch unbekanntere Biere wie die von Jakobsland, einer Brauerei aus Santiago de Compostela. Hätte ich nie gekauft, wenn der Kautz es nicht empfohlen hätte. Das Dumbstruck Super Citra Ale schmeckte so fantastisch frisch und fruchtig, dass ich da glatt hin pilgern würde.

Jakobsland: Dumbstruck Super Citra Ale. Santiago de Compostela, Spanien

 

Craft Beer Mallorca Citra Ale

Citra Ale (Foto: Craftprotz)

Und wenn man schon mal durch Santa Catalina bummelt, sollte man einen Abstecher in die Bar 11 machen und ein Medical Stout der Microcervecería del Ripollés probieren. Schon wegen der genialen Verpackung: einem kleinen Medizinfläschchen.

Microcervecería del Ripollés: Medical Stout. Ripoll, Spanien

Medical Stout aus Ripoll (Foto: Craftprotz)

Kopenhagen

Ich mag das dänische Naturell, die Freundlichkeit und den Hang zum Design. Kopenhagen war schon eine meiner Lieblingsstädte in Europa, als Mikkel Borg Bjergsø noch jeden Morgen vor Schulbeginn seine 10 Kilometer durch die Wiesen joggte. Mittlerweile gilt er als einer der bekanntesten Brauer der Welt. Er hat Kopenhagen zur Bierhauptstadt Europas gemacht. Zu Mikkeller-Town. Es gibt zwar auch die Brauereien in Amager, Nörrebrö oder Brus/To Øl. Aber das Mikkeller-Imperium ist allgegenwärtig. Bei Mikkeller Hyggestund kann man frühstücken, bei Ramen to Bíiru köstliche asiatische Rahmen-Suppen essen, im Mikkeller & Friends Bootleshop den Heimbedarf decken oder am neuen Barrelhouse in der Abendsonne auf Kopenhagens Touristen-Skyline blinzeln. Dazu gibt es zwei, drei Mikkeller-Bars – den genauen Überblick habe ich verloren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch das erste Mikkeller-Hotel gibt. Da bin ich mir sicher.

Mikkeller: Beer Geek Cocoa Shake. Kopenhagen, Dänemark

Das „Beer Geek Cocoa Shake“ von MIkkeller (Foto. Craftprotz)

Mikkeller: Stick in the Ear. Kopenhagen, Dänemark

Stick in the Ear – IPA (Foto: Craftprotz)

Anfang August habe ich es endlich auch zu Warpigs geschafft, dem Brewpub, den Mikkeller zusammen mit der US-Brauerei 3 Floyds betreibt. Hier gibt es Smoked Beef mit der Hand gezupft und liebevoll in kleinen Haufen direkt aufs Tablett geklatscht. Wozu Teller? Aus den Zapfhähnen kommt alles, was die Warpigs-Tanks hergeben: besonders schwere Stouts und tropisch-fruchtige IPAs. Alle gut! Ich hab noch kein schlechtes Bier von Warpigs getrunken. In Deutschland gibt es Warpigs in unregelmäßigen Abständen bei Beyond Beer. Die Flasche auf dem Foto war allerdings ein Geschenk von Alexander von Foodist.de, der sich gerade um einen Vertrieb bemüht.

Warpigs (Mikkeller & 3 Floyds): Kopenhagen, Dänemark

Warpigs Kopenhagen (Foto: Craftprotz)

Warpigs: Trooper Beer 1. Kopenhagen, Dänemark

Warpigs (Foto: Craftprotz)

Helsingborg

Da es im August in Kopenhagen praktisch durchgeregnet hat, bot sich auch ein kleiner Ausflug nach Schweden an, nach Helsingborg zu Brewski. Die 10 Meter vom Parkplatz bis in die etwas abseits gelegene Halle am Hafen reichten aus, um mich klitschnass zu regnen. Zusammen mit dem Spruch „I come from Germany“ erzeugte ich offenbar so viel Mitleid, dass Marcus, der Brauer, mir erst einmal ein paar Flaschen in den Arm drückte. Das Etikett zu Stone the Crows reizte mich dann auch zu einer kleinen Foto-Inszenierung. Nein, bei diesem Bild sind keine Tiere zu Schaden gekommen.

Brewski: Three Fourteen IPA. Helsingborg, Schweden

Brewski, Helsingborg (Foto. Craftprotz)

Brewski: Stone the Crows. Helsingborg,Schweden

Stone the Crows, Helsingborg (Foto: Craftprotz)

New York

Mal eben zum Shoppen nach New York? Das ist mir dann doch zu weit. Aber wozu hat man Freunde und moderne Technik? Also schickte ich die wunderbare Nina aus New Jersey mit dem Handy bewaffnet zu TopHops, einem der größten Craftbeer-Läden in New York. Sie hat nicht jeden Kühlschrank für mich fotografiert. Aber fast. Die Mitarbeiter von TopHops belustigten sich derweil darüber, warum man überhaupt Bier nach Deutschland mitbringen will. Eulen? Athen? Offenbar genießt die deutsche Braukultur immer noch einen  hervorragenden Ruf. Als Nina jedenfalls zwei Wochen später auf Heimaturlaub in Hamburg landete, hatte sie den halben Koffer voll Burial-, Night Shift- und Finback-Dosen. Seitdem überlege ich, ob ich sie heirate. Bin aber schon verheiratet.

Das beste bisher getestete Bier kommt von KCBC aus Brooklyn. Ein DIPA, welches von der Hopfengabe bis zum Design vollkommen drüber ist – im allerbesten Sinne.

KCBC: DIPA. Brooklyn-NYC, USA

DIPA „Walkie Talkie“ (Foto: Craftprotz)

Die meisten Biere kaufe ich übrigens bei Beyond Beer in Hamburg, meiner Heimat. Hier entstehen auch die meisten Fotos. Gerne in Zusammenarbeit mit meiner sechsjährigen Tochter Leni. Ich liebe es, mit ihr Fahrradtouren zu unternehmen und nach Fotomotiven zu suchen. Dabei geht es auch darum, Schönheit in Dingen zu erkennen, die nicht der üblichen Postkarten-Ästhetik entsprechen. Und Kinder sehen einfach anders – und mehr. Ich sage zum Beispiel zu ihr: „Guck mal Leni, hier habe ich eine Flasche mit einer Schlange drauf.“ Und sie sagt: „Guck mal Papa, die Schläuche da.“ So entstand das Foto für Snake Dog von Flying Dog. Mittlerweile greift Leni manchmal selbst zum Handy und fotografiert ihr Essen. Kinder können einen so wunderbar spiegeln.

(Aufmacher: Craftprotz & Leni. Foto: Stefan Großjohann)