Das Fleuther-Team: Oliver Stöcker und Sylvana Westphal

Fleuther baut eigene Brauerei

Martin Rolshausen

Eine Turnhalle auf einem Flughafen – der Ort könnte passender kaum sein für jemanden, der abheben und doch auf dem Boden bleiben will. Für zwei geerdete Menschen, die ihren Mut zusammengenommen haben und „alles auf eine Karte setzen“, wie sie sagen. Oliver Stöcker und Sylvana Westphal haben beim Landkreis Kleve den Bauantrag für eine eigene Brauerei gestellt. „Kleve“, erklärt Oliver, „ist fast schon Ost-Holland.“ Dort wollen sie im kommenden Jahr ihr Fleuther-Bier brauen. Zurzeit kommt das aus der Pott’s Brauerei in Oelde, Westfalen.

Jedes Jahr produziert Fleuther rund 400 Hektoliter fürs Fasse und die Flasche. Foto: Fleuther

Angefangen hat die Geschichte mit Sylvana, Oliver und dem Bier wie so viele Geschichten in der Branche: „Ich bin schon immer Biertrinker gewesen“, erzählt Oliver. Im Außendienst habe er ganz bewusst nicht irgendein überregional bekanntes, sondern „immer das lokale Bier probiert – selbst Kölsch“ – und das sei für einen Mann vom Niederrhein schon eine Leistung.

2014 als Hobbybrauer angefangen

2014 hat er dann daheim selbst angefangen, Bier zu brauen. Zwei Jahre später hat sich der Hobbybrauer ins Profi-Geschäft getraut. „Wir haben 2016 entschieden, dass wir es einfach mal probieren“, erzählt der 48-Jährige. Die Entscheidung haben Sylvana und Oliver nicht bereut. Auch nicht, als die Pandemie das Land lähmte. „Corona hat viele geschockt. Uns eigentlich nicht, wir sind gut durchgekommen.“ Nicht nur das: Über den Fleuther-Online-Shop wurde damals auch viele „Freundesbier“, wie Oliver die Produkte befreundeter Brauer nennt, verkauft. Rund 400 Hektoliter verkauft Fleuther selbst im Jahr.

Fleuther hat auch Bierbrand und Bierlikör im Angebot. Foto: Fleuther

Nun also der nächste Schritt. Das Ziel ist es, im kommenden Jahr auf dem Flughafen Weeze die eigene Brauerei zu eröffnen. Gebraut werden soll in einer alten Militär-Turnhalle „Da waren früher die Engländer stationiert“, erklärt Oliver. Seinen Außendienst-Job hat er inzwischen aufgegeben, um sich ganz dem Projekt zu widmen. Die Bauvoranfrage beim Landkreis sei gut gelaufen. Er und seine Partnerin sind zuversichtlich, bereits im Sommer einen Biergarten auf dem Gelände eröffnen zu können.

Crowdfunding-Kampagne ab April

Das meiste wird über eine Bank finanziert. Dennoch gibt es ab April auch eine Crowdfunding-Kampagne. „Wir freuen uns auf Unterstützung. Da kriegt man auch was für sein Geld: Wenn uns jemand 100 Euro gibt, kriegt er dann auch für 100 Euro Bier“, verspricht Oliver.

Fleuther setzt auf Fahrrad-Touristen

Er und Sylvana setzen auf die Menschen aus der Region, aber auch auf Auswärtige. „Am Niederrhein gibt es viel Fahrradtourismus. Die sollen zu uns kommen. Das wird eine entscheidende Rolle spielen“, erklärt Oliver. Das Angebot ist breit gefächert: „Pale Ale und IPA haben wir, aber das geht hier nicht so. Am Niederrhein brauchst du Pils, Helles, Alt und Weizen. Wobei Alt nach vorn geht“, sagt Oliver. Fleuther hat aber auch kreative Varianten im Sortiment – einen Doppelbock mit Zimt und Vanille zum Beispiel.

Die Bandbreite der Fleuther-Biere ist groß. Foto: Fleuther


Und Fleuther beliefert die Tolkien Tage in Geldern exklusiv mit Bier. Für diese Veranstaltungsreihe haben Sylvana und Oliver eigens ein Hobbitbier kreiert – ein Brown Ale im nordenglischen Stil, wie er erklärt. „Komm mit auf ein Abenteuer nach Mittelerde“, locken die Tolkien Tage. Für Sylvana und Oliver liegt Mittelerde gerade am Rande der Republik, fast schon Ost-Holland eben.



(Das Foto oben zeigt Oliver Stöcker und Sylvana Westphal.)
(4. März 2024)