Markus Hoppe war Braumeister in einer Craft Brewery auf Mauritius, ging dann aber wieder in die Heimat zurück und gründete Hoppebräu. Andere wären wahrscheinlich für immer auf der Insel geblieben. Aber die kommen auch nicht aus dem schönen Waakirchen in Oberbayern. Für Alpenpanorama und Tegernsee nimmt der kreative Brauer sogar das Reinheitsgebot in Kauf.
Alles ist Gift. Es kommt nur auf die Dosis an.
Biertrinker wissen das sowieso aus schädelschmerzhafter Erfahrung, aber darum geht es hier nicht, nein. Es geht um Sonne, Strand, Wind und Inselleben. Auch das ist Gift, ein Paradies – aber nur auf Zeit. Leer und langweilig auf die Dauer. Das sagt zumindest Markus Hoppe nach 14 Monaten Mauritius.
Das Insel-Paradies? Ein Gefängnis auf die Dauer.
„Ich hatte so etwas wie einen Inselkoller.“ Klar, Haus am Strand ? Ist geil. Kitesurfen und Wellenreiten? Super. Trotzdem schlug er das Angebot, für zehn Jahre als Brauer auf der Insel zu bleiben, aus um nach Hause zurückzukehren, nach Oberbayern. „Heimweh hatte ich nämlich irgendwie auch“, sagt der Waakirchner in wunderschönstem BR-Vorabend-Programm-Bayerisch. Und wenn man Waakirchen kennt, kann man das auch verstehen: Ideal-Bayern zwischen Bad Tölz und Tegernsee, Voralpenland und Isarlauf, schneeweißer Kirchturm, knallblauer Himmel – sauschön da, das muss man schon so sagen.
Man fragt sich natürlich, was einen von dort überhaupt nach Mauritius verschlägt. Zufall, erzählt Hoppe. oder so eine Art glückliche Fügung. Eigentlich hatte der Mittzwanziger sich nach seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der Schlossbrauerei Maxlrain bei BrewDog in Schottland beworben. Da war er schon einmal für eine ZDF-Reportage gewesen, damals durfte er zwei Wochen mitbrauen, jetzt wollte er wirklich da anfangen, Erfahrungen sammeln, in die Craft Beer Welt einsteigen, „andere“ Biere brauen. Weil IPAs und Porter und Co. hatte er bis dato nur auf seiner Heimbrauanlage gebraut. Mit seinem Meister in Maxlrain Maxlrain hatte er über so etwas nur in der Theorie gesprochen – und dann doch weiter Helles gebraut. 2009 sei einfach noch zu früh gewesen, sagt Hoppe heute. Inzwischen machen sie in Maxlrain ziemlich spannende Barrel Aged Biere.
Doch dann kam sein Meister mit einem anderen Angebot um die Ecke: Der Anlagenbauer Joh. Albrecht Brautechnik suche da jemanden für eine Sudhaus-Inbetriebnahme auf Mauritius. Immerhin: Deutlich besseres Wetter als in Schottland. Und schon eine spannende Herausforderung. „Am 24. Januar 2012 habe ich meine Gesellenprüfung abgelegt, vier Tage später bin ich nach Mauritius geflogen“, erzählt Markus Hoppe. „Das war schon ganz schön kaltes Wasser.“ (Sprichwörtlich!) Eben noch Geselle und jetzt verantwortlich für eine 5 Hektoliter Brauerei im Rohbau – der Flying Dodo Brewing Company. Aber lief: „In den 14 Monaten, die ich dort war, haben wir mehr als 25 verschiedene Biere gebraut. Ich konnte mich total austoben, habe ein Imperial Stout mit Kiefernholz vom Strand gebraut, eines mit Kaffeebohnen aus einer befreundeten Kaffeerösterei, Fruchtbier mit Guave und Wassermelone.“
Das Bayern-Paradies? Brauerisch auch ein Gefängnis. Ein bisschen, zumindest.
Mit solcherlei Sperenzchen war zurück in Waakirchen natürlich Schluss. Also: Offiziell. Wer sich für Heimatliebe und Alpenpanorama entscheidet, der muss natürlich auch das Reinheitsgebot in Kauf nehmen. Aber sonstige Freiheiten wollte Hoppe sich nicht mehr nehmen lassen und machte ein paar Wochen nach seiner Rückkehr seinen lange gehegten Traum von der eigenen Brauerei wahr. Im Mai 2013 meldete er ein Gewerbe an, im Juli kam sein erstes Bier auf den Markt: das Hoppe Bräu „Wuider Hund“, ein klassisches Lager, aber hopfengestopft mit deutschem Cascade.
Anfangs ist Hoppe Bräu eine Art Nebenprojekt: Während Markus seinen Braumeister bei Doemens macht, braut er gypsiestyle bei Wildbräu in Grafing seine Hoppe Bräu Biere. „Für mich ist das eine Produktionsstätte auf höchstem Niveau, die haben ein komplett neues Sudhaus von Braukon und Gär- und Lagerkeller müssen ausgelastet werden.“ 2014 wird er Braumeister bei Mühlfeldbräu in Bad Tölz – Hoppe Bräu läuft weiter. Wie das geht? Ganz gut, sagt Markus Hoppe: „Ich hatte Schicht in Tölz von vier bis zwölf Uhr, am Nachmittag und an den Wochenende habe ich meine Biere gemacht.“ So hat er 2015 stattliche 515 Hektoliter und fünf Sorten Bier produziert: Wuida Hund (Lager), Wuide Henna (Pale Ale), Wuidsau (Amber Ale), Vogelwuid (IPA) und Fuchsteufelswuid (Double IPA) – alles recht wild halt. Hoppe spricht auch von seinen „Wuid-Bieren“. Daneben hat er unter dem Namen „PX“ auch ein Imperial Stout im Eichenfass reifen lassen.
Hoppe Bräu Slogan: „Handgmachts Kraftbier“
Als er über seine Produktion spricht, sagt Markus Hoppe etwas für Craft Brewer ungewöhnliches : „Ich filtriere alle meine Biere.“ Er findet, das gäbe dem Bier einen klareren, besseren Geschmack. Dabei setzte Hoppe auf die sanfteste Art der Filtrierung und fährt sein Bier über einen Schichtenfilter. Ohne Entkeimung. Und PVPP käme für ihn niemals in die Tüte: „Das nimmt dem Bier jeden Körper und Charakter“, sagt er. Und wieder gilt: Auf die Dosis kommt es an, erklärt der Braumeister. Wer filtriert, der muss bei der Hopfung entsprechend drauf packen, damit ein sattes, volles Hopfenaroma bleibt. Das hat Hoppe in zahlreichen Versuchen längst ausgetestet.
2016 will Markus Hoppe seinen Ausstoß an „handgmachtem Kraftbier“, so sein Slogan, verdoppeln. Wobei das dann nicht mehr mit einem Vollzeit-Dayjob vereinbaren lässt. Seit Anfang des Jahres macht er nur noch Hoppe Bräu und schraubt Bierproduktion und -verkauf stetig nach oben. „Ich brauche gewisse Volumina, um meinen Traum zu verwirklichen.“
Dieser Traum ist – wer hätt’s gedacht – der von einer eigenen Brauerei. Wobei ein reiner Traum, im Sinne von totalem Luftschloss, ist das bei Markus Hoppe längst nicht mehr: die Vorplanung ist abgeschlossen, eine Menge amtlichen Bewilligungskram auch, Gemeinde und Landratsamt hat er hinter sich, die finden die Idee einer eigenen Brauerei mit Schankwirtschaft im beschaulichen Waakirchen zwischen Tölz und Tegernsee ziemlich gut. Eine willige Bank als Kreditgeber ist gefunden, sein Bruder steigt als Gesellschafter ein, seine Freundin übernimmt die Organisation des Taprooms und und diverser Events, die Mama will hinter der Bar arbeiten. Im Frühjahr 2017 soll’s mit den Bauarbeiten losgehen, Eröffnung dann im Herbst.
Hoppe weiß: Leichtes Bier ist am schwersten gut zu machen
Und auch was die Biere angeht, hat Markus Hoppe schon ziemlich konkrete Pläne. Nicht unbedingt was die kreativen Biere, das Craft Beer angeht. Da kommen ihm ständig neue Ideen. „Und wenn da mal was gekippt würde, hätte ich auch schon ein paar Rezepte in der Schublade“, sagt er mit Blick auf das 500-jährige Biergesetz. Aber was klassische Sorten angeht, weiß er genau, was er in seiner eigenen Hoppe Bräu Brauerei machen will: „Ich möchte ein Helles brauen, nicht gestopft und ohne amerikanische Hopfen. Ich setzte stattdessen auf klassische Sorten wie Tradition, Hersbrucker oder Saphir. Es soll im Willibecher richtig strohgelb sein, einen schönen Schaum haben und gut trinkbar bleiben, etwas würzig, aber gut ausbalanciert. Und es soll nicht weniger als sechs Wochen lagern.“
Sicherlich: Mit diesem hohen Qualitätsanspruch werden seine Biere preislich nie wirklich mit bayerischem Standard-Hellen konkurrieren können. Und das sollen sie auch gar nicht, sagt Hoppe. Er will, dass seine Kunden lieber weniger trinken, dafür besser. Denn auch bei Bierpreis ist es wie überall im Leben: Allein die Dosis macht das Gift.