Im Sommer 2017 trafen wir uns zum ersten Mal mit den Jungs von Motel Beer, deren ausgesprochen hübschen Bierflaschen geradezu mirnichtsdirnichts in den einschlägigen Berline Bierläden aufgetaucht waren. Dabei haben wir erfahren, wer hinter der neuen Biermarke steckt – und was für ein besonderes Bierkonzept sie fahren.
Motel Beer? Und wer checkt da so ein bei Euch? Erklärt uns doch mal den Namen Motel, bitte.
Peter Read: Der Name kam, weil wir nach einem Namen gesucht haben, der in vielen Sprachen funktioniert. Es musste irgendwas neutrales sein. Wir haben auch keine Brauerei und sind Gipsy Brauer. Wie also Leute ein Bett im Hotel buchen, so buchen wir uns für eine Zeit in einer Brauerei ein.
Und wer ist „wir“?
Cory: Ich bin Cory und ich bin 2008 aus den USA nach Berlin gekommen. 2009 habe ich dann ein Café gegründet und daher kenne ich auch Travis. Damals gab es wirklich kaum guten Kaffee in Berlin und wir haben hart daran gearbeitet, das zu ändern. Es ging und ums Rösten, um das Aufbrühen und natürlich auch das Verkosten, was ich wie ein Wahnsinniger geübt habe. Hat sich gelohnt, 2012 wurde ich World Cup Taster Champion. Das war wirklich geil.
Vom Kaffee-König zum Craft Beer Geek
Und daraus entstand dann auch mein Interesse für andere Getränke. Damals gab es ja auch noch nicht viel Craft Bier in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt bin ich öfter nach Dänemark gefahren und habe dann immer einen extra Koffer voll mit Craft Bier für kleine Verköstigungen mitgebracht.
Travis Wilson: Ich bin Travis, Neuseeländer und komme eigentlich aus der Kaffeebranche. Ich bin Barista. Cory und ich haben die Brewbox Berlin GmbH gestartet, die uns dann auch zu unserem neuen Projekt Motel Beer geführt hat. Brewbox, das ist Kaffee vom Fass. Also irgendwie schon nahe bei Bier. Und so haben wir beschlossen, ein Bier mit Peter zu brauen, in Kaffee Ale. Hätte eigentlich eine einmalige Sache werden sollen, ist jetzt aber Motel Lago Doradom, welches mit 2% Kaffee von Brewbox aus Guatemala eingebraut wird. Es lief beim ersten Schuss einfach ziemlich gut, also entschieden wir uns, unsere eigene Biermarke zu gründen.
Cory Andreen: Es war auch echt lecker. Die Leute mochten es und wir waren auch sehr zufrieden. Es lief also wirklich rund. Wir haben die Kollaboration mit Peter im September gemacht. Zu diesem Zeitpunkt verkaufen wir den meisten kalten Kaffee. Danach wird es weniger. Es ist also auch der Beginn der „slow season“ für uns. Und überhaupt haben wir schon zuvor mit viel Equipment aus dem Brauwesen für unseren Kaffee gearbeitet. Daher dachten wir uns, dass es doch super wäre die Winterzeit zu als Möglichkeit zu nutzen, um an Motel Bier zu arbeiten. Besonders, weil wir uns auch sehr gut mit Peter verstehen, irgendwie (alle lachen).
Peter Read: Ich also auch noch: Peter, ich komme aus Kanada und ich bin 2006 nach Deutschland gekommen. Dort habe ich zunächst bei einer Fotoagentur gearbeitet und irgendwann war es einfach Zeit etwas anderes zu machen. Ich habe also meinen Doktor in Buchwissenschaften gemacht und als Ausgleich am Wochenende Bier gebraut. Das hat ungefähr vor ca. sechs bis sieben Jahren angefangen. Später hing ich an den Wochenenden immer mit einem Freund bei Heidenpeters in der Markthalle Neun ab. Und irgendwann hat der Freund dann Johannes angesprochen. Der stand zu diesem Zeitpunkt immer noch selber hinter der Theke. Und der Freund meinte: „Ey Johannes, der Peter ist auch Hobbybrauer. Und ich meinte nur: „Ey, halt die Fresse Alter.“ (alle lachen) Und Johannes: „Echt cool? Bring mal ein Bier von dir vorbei.“ Ich dachte mir nur, oh Mann, Danke, da hat der mir jetzt was eingebrockt. Hab’s trotzdem gemacht, habe ihm ein Bier vorbei gebracht und er fand es irgendwie ganz gut.
Willst du nicht einfach Brauer werden?
Ein paar Monate später fragte mich Johannes dann, ob ich nicht Lust hätte bei ihm zu arbeiten. Das passte mir eigentlich ganz gut. Weil ich manchmal viel zu tun hatte mit meiner Doktorarbeit und manchmal weniger. Eine Teilzeitstelle war also genau das Richtige für mich zu diesem Zeitpunkt. Ich hab also die Markthalle kennengelernt, Tanks gereinigt, mein Deutsch verbessert und einfach eine super coole Zeit dort gehabt. Die Doktorarbeit war dann irgendwann vorbei und zusätzlich war ich auch noch Brauer bei Heidenpeters. Im September letzten Jahres habe ich dann dort aufgehört und meine eigene Brauerei, das Motel gegründet, zusammen mit den Jungs von Brewbox, die ja auch im Keller der Markthalle ihre Firma haben. Unsere Biere haben wir fast alle bei Hops & Barley eingebraut. Ich bin aber jetzt auch vor kurzem erst bei Hopper Bräu in Hamburg gewesen und habe dort einen Sud gebraut.
Neben dem Coffe Ale umfasst das Motel-Sortiment mittlerweile ein Pale Ale, eine IPA und ein British Golden Ale. Euer USP ist aber ja die enge Verbindung zu Kaffee-Welt. Wollt ihr das nicht weiter ausbauen?
Cory: Ich würde sagen, schon, doch. Obwohl ich zugeben muss, dass ich eigentlich kein Freund von Kaffeebier bin, aber unsere Kollaboration, die wir spontan zusammen gemacht haben, fand ich geil. Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen (alle stimmen zu). Wir haben es halt auf eine andere Art und Weise gemacht. Es schmeckt nicht wie das Altbekannte. Wir wissen aber wie unser Kaffee schmeckt und wie das Bier schmeckt und haben viel an dem Rezept gewerkelt. Das Ergebnis war wirklich super am Ende.
Wie kamt ihr auf das Design eurer Flaschen und wer war dafür verantwortlich?
Cory: Das hat unsere Kreativdirektorin Marie Stadelmann zu verantworten. Sie gehört auch zur Firma. Wir sind sozusagen eigentlich zu viert. Sie macht für uns das Design, Branding und die Corporate Identity.
Peter: Die Idee ist kurz gesagt inspiriert von alten Reiseplakaten. Sie sind schlicht, aber haben schöne Farben. Die Biernamen beschreiben den Biergeschmack oder den Stil, der auf den Amerikanischen Motelstil und die Stimmung der “Mid-Century Americana” hinweist. Die Farben sind immer auch auf die Zutaten abgestimmt. Spielerisch und ernst sind aber auch die Namen der Biere.
Was sagt ihr zu der aktuellen Situation in der Berliner Craft Bier Szene?
Cory: Da ich gesehen habe, wie es mit der Kaffeeszene in Berlin verlaufen ist, würde ich sagen, dass es beim Bier ähnlich geht: Es gibt ganz schön viel Hype. Es gibt viele Menschen die angefangen haben Kaffee zu rösten oder Bier zu brauen und das ohne irgendwelche Vorkenntnisse zu haben. Die fanden es Klasse und wollten auch gerne etwas selber machen. Was in meinen Augen auch super cool ist, aber das muss nicht immer heißen, dass das Produkt am Ende auch eine gewisse Qualität hat.